Bekannt für seine bahnbrechenden Filme wie
„Train to Busan“ und
„Peninsula“, spricht der renommierten Regisseur Yeon Sang-ho über seine künstlerische Vision, die Herausforderungen beim Erschaffen von fesselnden Geschichten und die einzigartige Dynamik des Zombie-Genres.
Was reizte Sie daran, bei Peninsula Regie zu führen?
Die grundlegende Motivation war die Überlegung, wie sich Korea nach den Ereignissen von „Train to Busan“ verändert haben könnte. In der postapokalyptischen Welt von Peninsula gibt es keine Vernunft mehr, nur noch Barbarei. Wie kann man hier noch leben, wie kann hier nach wie vor Menschlichkeit bestehen? Ich fand es spannend, dass in Seoul, das als heruntergekommener, verlassener Moloch gezeigt wird, immer noch Gruppen von Überlebenden ausharren. Auf dieser Basis war es ungemein spannend, sich eine neue, interessante Geschichte auszudenken.
Wie unterscheidet sich Peninsula von „Train to Busan“?
Dass Zombies im Dunkeln lethargischer werden, weil ihre Sehkraft beeinträchtigt ist, wird auch in Peninsula aufgegriffen. Allerdings ziehen die Untoten hier schon vier Jahre lang in dieser postapokalyptischen Welt umher und sind somit nicht mehr so energiegeladen. Während die Zombies in ,,Train to Busan" sich wie Raubtiere verhielten, aufgrund ihres kurzen Infektionszeitraumes, sind sie nun dreckiger, heruntergekommener, mitten im physischen Zerfall.
Die Überlebenden haben sich inzwischen arrangiert, die Schwächen ihrer Gegner ausfindig gemacht. In „Train to Busan“ wurden die Menschen völlig unvermittelt mit der tödlichen Bedrohung konfrontiert, hier nun benutzen sie gezielt Töne und Licht als Waffen, um die Zombies anzulocken und zu vernichten.
Während sich die Geschichte von „Train to Busan“ weitgehend in einem Zug abspielte, weitet sich Peninsula auf eine ganze Stadt aus - was eine neue Herangehensweise an die filmische Gestaltung und die Action erforderte.
Was war Ihnen bei der Inszenierung des Films besonders wichtig?
Mein Hauptaugenmerk war die Darstellung einer zerfallenden Welt, mittels eines neuen visuellen Stils. Ich wollte deutlich machen, wie gewöhnliche Dinge, die wir in unserem täglichen Leben sehen, wie zum Beispiel Häuser, Autos oder Straßen, von der zunehmenden Ausbreitung der Natur immer stärker vereinnahmt werden.
Wie lange dauerte die Pre-Production, wie wurde dabei vorgegangen?
Mein Ziel zu Beginn der Pre-Production war, vor dem ersten Drehtag möglichst viel vorzubereiten. Alleine die computergenerierte Schaffung der zerfallenden Welt dauerte zehn Monate. Da der Film vier Jahre nach den Ereignissen von „Train to Busan“ spielt, war auch die Darstellung der Auswirkungen von Naturkatastrophen möglich, wie Überschwemmungen oder Stürme. Wir haben viele Ideen eingebracht, um vertrauten Szenarien einen neuen, nie zuvor gesehenen Anstrich zu verpassen.
Was waren neue Herausforderungen für Sie?
Um real wirkende Actionsequenzen zu erschaffen, wollten wir lange Einstellungen wagen. Die große Autoverfolgungsjagd mit Zombies war ebenfalls Neuland für uns. Das stellte eine wirklich komplizierte Herausforderung dar, aber unsere CG- und Kamerateams konnten diese Sequenz letztendlich bravourös bewältigen.
Was gibt es über das spektakuläre Produktionsdesign zu berichten?
Da es unmöglich ist, eine ganze Stadt oder auch nur einzelne Blöcke vor Ort umzugestalten, wurde mehrere riesige Sets erbaut. Die Idee hinter dem zentralen Stützpunkt der Unit 631 war ein verlassenes Einkaufszentrum. Der Hafen von Incheon, an dem Jung-seok und seine Crew zum ersten Mal seit vier Jahren wieder die Halbinsel betreten, musste aussehen wie nicht von dieser Welt. Ich stellte mir dafür vor, dass hier gestrandete Schiffe mitten auf der Straße liegen. Eine surreale Szenerie sollte so entstehen, mit Bildern, die zugleich neuartig und möglichst real erscheinen.
Welche Botschaft wollen Sie in Peninsula vermitteln?
Mein Ziel war ein Film, der in einer postapokalyptischen Welt spielt und dennoch Humanismus zeigt. Ich hoffe, das Publikum wird dadurch zum Nachdenken angeregt, was es bedeutet, menschlich zu sein.
Und haben Sie auch eine Botschaft fürs Publikum?
Peninsula betritt Neuland, das ist Koreas erster postapokalyptischer Film, der in Korea spielt. Freuen Sie sich auf einen rasanten Blockbuster, dessen hohe Spannung fesselt und mitreißt. Ich hoffe, es macht Ihnen Spaß, in diese bedrohliche, faszinierende Welt einzutauchen.